Ein Mädchen und wie es die Welt sah steht im Mittelpunkt dieses psychologisch interessanten Romans von Angelika Klüssendorf, die in suggestiver Weise Geschichten aus der Kindheit hervorholt. Große Gefühle und Erkenntnis stehen hier im Zentrum. Nach dem Tod der geliebten Großmutter möchte dieses Mädchen seine Eltern besser verstehen, was präzis beschrieben wird. Das Lesen im Kinderheim wird zu einem Ausweg. Angelika Klüssendorf erzählt hier die Vorgeschichten zu ihrem Erfolgsroman "Das Mädchen" neu. Und das Buch endet mit einem ungewöhnlichen Ausblick: "Ich musste an Tadek denken, an all die Mädchen, die er mit in die Heide genommen hatte. Ich fühlte noch einmal die Hitze und den Stillstand der Sommer, ich sah ihre Augen vor mir, sah das Meer in seinen schönsten Stunden, hörte Tadek noch einmal antworten: "Wir ficken, ja, wir ficken", und ich bekam Heimweh nach all den kleinen und wahrhaftigen Lügen, nach den Mädchen und den Jungen, nach den Freunden von damals, nach mir". Es ist schon eine besondere Form der Selbstbeobachtung, die die Autorin hier bietet. Dabei geht es auch um die Wahrhaftigkeit beim Erzählen.

A. Walther