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11/12/2019 09:09 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20191112-2170

2. Liedkonzert mit David Steffens (Bass) in der Staatsoper Stuttgart

AUFWÜHLEND UND PACKEND

Die Kunst der gleitenden Übergänge und der verfeinerten Harmonik arbeiteten der versierte Bassist David Steffens und der Pianist Stefan Schreiber vor allem bei den Liedern von Hugo Wolf einfühlsam heraus. Differenzierte subjektive Empfindungen führten bei den Liedern "Grenzen der Menschheit", "Wohl denk' ich oft", "Alles endet, was entstehet" und "Fühlt meine Seele" (Drei Gedichte nach Michelangelo) zu leidenschaftlichen Steigerungsmomenten. Die durch wilde Chromatik erzeugte Ausdruckssteigerung betonte Stefan Schreiber am Klavier überzeugend - und der Bassist David Steffens konnte hier mit voluminöser Klarheit und markanter Diktion imponieren.  Ekstatische Momente zeigten sich bei vielen Motiven, die gleichsam immer wieder neu und elektrisierend explodierten. Wolfs Vertonung von Goethes "Grenzen der Menschheit" suggeriert ja vor allem, dass der Mensch sich nicht mit Gott messen soll. Die Unendlichkeit von Zeit und Raum spielte bei dieser Wiedergabe eine bedeutende Rolle. Grandios interpretierte David Steffens außerdem die Ballade "Der Taucher" von Franz Schubert, die ebenfalls von einer Überschreitung der dem Menschen gesetzten Grenze erzählt. Alles schwankt hier auch harmonisch zwischen direkter Rede und erzählerischer Beschreibung, wobei die Unendlichkeit der romantischen Klangwelt triumphierte. Schwebendes, Schweifendes und Träumerisch-Fantastisches beherrschten hier das durchsichtige Klangbild, dessen Vielschichtigkeit durch David Steffens bereichert wurde. Intervallspannungen und dynamische Kontraste wurden dann bei "Im Spätherbst" op. 56/3 von Richard Strauss von David Steffens machtvoll ausgelotet. Lyrisch, melodisch, aber auch mit scharfem Rhythmus interpretierte das Duo Steffens/Schreiber dieses Werk, wobei die kunstvolle harmonische und modulatorische Technik herausragte. Der mit Ralph Vaughan Williams befreundete englische Komponist Gerald Finzi verwendete in seinen "5 Shakespeare Songs" Liedtexte aus drei Shakespeare-Komödien und dessen Tragödie  "Cymbeline". Diese Vertonungen Finzis sind ausgesprochen melodiös und fast konservativ in der Satzbildung. Insbesondere bei "Who is Silvia?" kam es bei der Wiedergabe durch David Steffens und Stefan Schreiber zu einer erheblichen hymnischen Steigerung. Doch auch die anderen  Nummern "Come away, come away, death", "Fear no more the heat o' the sun" (im Dreierrhythmus mit Coda und Pianissimo), "O Mistress Mine" und "It was a lover and his lass" im subtilen Volksliedton beeindruckten hier aufgrund der sensiblen Darstellungskunst. Als Zugaben wurden noch Schubert-Lieder dargeboten - unter anderem höchst suggestiv "Auf der Donau".

ALEXANDER WALTHER