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02/19/2019 07:36 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20190219-2040

4. Liedkonzert "Über Grenzen" im Foyer der Staatsoper Stuttgart

ARIEN VOLLER LEIDENSCHAFT

Vier neue Sängerinnen und Sänger der Staatsoper Stuttgart stelten sich beim 4. Liedkonzert "Über Grenzen" in Zusammenarbeit mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie vor. Olga Busuioc (Sopran) aus Moldawien wurde bei Franz Schuberts "Ständchen" aus dem "Schwanengesang" von Alan Hamilton (Klavier) eindringlich begleitet. Der thematische und melodische Reichtum blühte hier auf. Der tschechische Tenor Petr Nekoranec gestaltete dann zusammen mit Olga Busuioc die "Zigeunermelodien" op. 55 von Antonin Dvorak. Hier erfüllte er vor allem den Liebespsalm "Mein Lied ertönt" mit geradezu leidenschaftlicher Emphase und weichem Timbre. Auch Olga Busuioc konnte dem Dvorak-Lied "Als die alte Mutter" großen Klangfarbenreichtum angewinnen.  Mit harmonischem Zauber und rhythmischem Geschick zeigte sich dabei der temperamentvolle slawische Charakter. Der polnische Bariton Pawel Konik gestaltete Lieder von Mieczyslaw Karlowicz mit feiner gesanglicher Ausdrucksdifferenzierung. Reife Seelentiefe offenbarte sich mit der sensiblen Begleitung von Alan Hamilton bei den einzelnen Liedern "Weine nicht um mich", "Bevor die ewige Nacht antritt" oder "In der Abendstille". Pavel Valuzhin (Tenor) aus Weißrussland begeisterte mit einem riesigen dynamischen Radius bei den gewaltigen Liedern von Sergej Rachmaninow. Hier imponierte die hervorragend gestaltete sinnliche Reizwelt der Fin-de-siecle-Kultur. Auch die berühmte slawische Melancholie kam bei einzelnen Nummern wie "Nachts im Garten" oder "Der Traum" nicht zu kurz. Der Pianist Alan Hamilton unterstrich dabei auch die kunstvollen thematischen ZUsammenhänge. Berauschende Klangfülle und dekorative Pracht vereinten sich dabei im Zusammenwirken des Sängers mit dem versierten Pianisten, der auch den leisen Tönen in geheimnisvoller Weise nachlauschte. Zwischen den Akkordmassen wirkte der sinnliche Schmelz des Gesangs keineswegs sentimental oder aufgesetzt. Vielmehr triumphierte das sprühende Temperament. Kaskaden, Arabesken und Girlanden erreichten eine ungeahnte Intensität. Pawel Konik interpretierte dann im zweiten Teil "Auf der Lauer" von Stanislaw Moniuszko, wo der Mazurken-Charakter immer wieder reizvoll hervorblitzte. Petr Nekoranec sang "Der verlassene Liebste" und "Der traurige Liebste" von Bohuslav Martinu, wo sich das böhmische Musikantentum auch mit Neoklassizimus paarte. Petr Nekoranec traf zudem den ungestümen slawischen Impetus ebenso beim Dvorak-Lied "Im Volkston", während der herausragende Tenor Pavel Valuzhin das anonyme Volkslied "Ach du Seelchen" aus Russland mit ungeheuren klanglichen Legto-Bögen in höhere Sphären emporhob. Nicht weniger  eindrucksvoll präsentierte Olga Busuioc die Weise "Doina" von Eugen Coca, wo sich Klavier und Singstimme ekstatisch trafen. Pawel Konik und Petr Nekoranec boten dann ausgezeichnet das Duett von Kecal und Jenik aus Bedrich Smetanas Oper "Die  verkaufte Braut" dar: "Nun mein Lieber höre doch". Heiterkeit und Ausgelassenheit dieser Oper mit ihrem Fugato-Charakter und der tänzerischen Beschwingtheit übertrugen sich dabei auf die beiden Sänger. Und das Duett von Jolanthe und Vaudemont aus Peter Tschaikowskis Oper "Jolanthe" zeigte die beiden ausgezeichneten Sänger Olga Busuioc und Pavel Valuzhin einmal mehr auf der Höhe ihrer Kunst. Die Crescendo-Steigerungen erreichten dabei ein mitreissendes Feuer und eine glühende Intensität. Vor allem das geheimnisvolle Drängen der Harmonik wurde in  hervorragender Weise herausgearbeitet. Jubel und Riesenapplaus. Grenzen wurden hier tatsächlich überwunden. 

ALEXANDER WALTHER