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02/22/2020 22:53 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20200222-2221

Abschlusskonzert der Meisterkurse für Stimmkunst und Neues Musiktheater in der Stuttgarter Musikhochschule

oIELE DIFFERENZIERTE KLANGFLÄCHEN

Wieder präsentierten die Meisterkurse für  Stimmkunst und Neues Musiktheater ein sehr breitgefächertes Repertoire. Diesmal hat die künstlerische Leiterin Prof. Angelika Luz mit der Sängerin und Komponistin Julia Mihaly zusammengearbeitet. Kanae Mizobuchi interpretierte "Une voix persiste au travers" (2016) pour soprano et electronique von Fernando Munizaga mit viel Stimmakrobatik und Klangfarbenreichtum. Sybille Schmid sang dann ausdrucksstark die "Aria" for voice (1958) von John Cage, wo das Aufbrechen akustischer Hörgewohnheiten im Mittelpunkt stand. Auch der Einfluss indischer und zen-buddhistischer Philosophien blieb spürbar. Julia Mihaly präsentierte ihre interessante Komposition "Du hast den Sinn der Veranstaltung immer noch nicht begriffen" nach einem Text-Auszug aus "Helges Leben" von Sybille Berg als Improvisation mit Elektronik in vielen verschiedenen Nuancen und Facetten, die sich immer weiter auffächerten. "Kythera" der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu (Text: Gisela Heman) beschreibt die gleichnamige griechische Insel. Manon Blanc-Delsalle interpretierte die zahlreichen komplizierten Glissandi und starken Intervallspannungen hier mit Souveränität. Cecilia Fontaine erreichte als sensible Interpretin des Stückes "Aus den Visionen der Hildegard von Bingen" für Alt solo (1994) von Sofia Gubaidulina starke dynamische Steigerungskurven mit eindringlichen thematischen Verbindungslinien.  Die riesigen Tonunterschiede fielen hier in besonderer Weise ins Gewicht. Eindrucksvoll waren zudem Sybille Schmids "Improvisationen mit Elektronik über Jürgen Beckers Stimme des Sommers". Carla Maria Fogliatto und Veronika Elena Flores aus Italien und Argentinien interpretierten "Ecco la pizza-pezzolino" (1992) pour la naissance de Marguerite Gallorini für Sopran und Sopransaxofon mit hervorragender Ausdruckskraft und feiner Ironie. Hier wird nämlich mit subtilen Mitteln die Geburt eines Babys beschrieben. Eleonora Claps aus Italien interpretierte die "Aria for voice" (1958) von John Cage mit viel Sinn für die bei Cage so wichtige Zufallsmanipulation. Sehr hohes klangtechnisches Niveau besaß ferner "Weiß" als Improvisation mit Elektronik von Raimonda Ziukaite (Litauen),  wo sich die akustischen Möglichkeiten ins Endlose zu erweitern schienen. "Rechts oben" als raffinierte Imrpvisation von Manon Blanc-Delsalle und Katharina Quast zeigte ähnliche Qualitäten. Carla Maria Fogliatto sang dann ausgesprochen differenziert die "Recitation Nr. 8,  Teil 1 pour voix seule" von George Aperghis, wo die Eigenheiten der harmonischen Sprache deutlich wurden. Klangliche Grenzüberschreitungen traten grell und präzis hervor. Ganz neue Gefilde bis hin zu Hip-Hop-Sequenzen zeigte "00800800" als suggestive Improvisation mit Elektronik von Steffen Reichelt. Ein weiterer Höhepunkt waren "Die sieben Plagen" (1974) für Singstimme mit einem Text von Fernando Arrabal von Milko Kelemen, die Angelika Luz mit ausgezeichneter Differenzierungskunst und gesanglicher Vielfalt sang. Pluralistische Akzente sowie die Beeinflussung durch zwölftönig und seriell organisierte Atonalität behaupteten sich deutlich. Eleonora Claps,  Veronika Elena Flores und Carla Maria Fogliatto präsentierten zum Abschluss ausgesprochen vielschichtig "What they couldn't burn II" als IMorivisation mit Elektronik.    

ALEXANDER WALTHER