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05/09/2019 08:00 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20190509-2081

6. Kammerkonzert des Staatsorchesters Stuttgart im Mozartsaal der Liederhalle

STÜRMISCH UND BEWEGT

Unter dem vielsagenden Motto "Night at the Opera" interpretierten zunächst Veronika Unger, Cristina Stanciu (Violine), Bertram Jung, Charlotte Kirst (Viola) sowie Philipp Körner, Guillaume Artus (Violoncello) das Streichsextett aus der Oper "Capriccio" von Richard Strauss mit leidenschaftlichem Impetus und vielschichtiger Harmonik. Hymnische Schwungskraft und thematischer Reichtum wechselten sich bei dieser Wiedergabe in reizvoller Weise ab. Energisch und erfrischend zugleich wirkte dann die subtile Wiedergabe des Streichquartetts e-Moll von Giuseppe Verdi, das dieser zwischen Opernprobenpausen schrieb. Anklänge an Mozart, Palestrina und Marcello sind hier unschwer auszumachen. Das innere Feuer kam bei der sehr überzeugenden Wiedergabe mit Veronika Unger, Alexander Jussow (Violine), Bertram Jung (Viola) und Zoltan Paulich (Violoncello) minuziös zum Vorschein. Der erste Satz erstrahlte ganz mit dem von der zweiten Violine gespielten lyrischen Thema, später setzte dann die erste Violine ausdrucksvoll ein. Das Cello betonte das Gegenthema höchst elektrisierend und virtuos. Und die vorantreibenden Sechzehntelbewegungen wirkten forsch und atemlos zugleich. Und das kantable zweite Thema in G-Dur entwickelte  dabei eine markante Kontur. Die tänzerische Grazie des Andantino wurde ausdrucksstark ausgekostet. Esprit und Feuer atmete das Prestissimo mit seiner dreiteiligen Scherzo-Form. Die Welt des "Falstaff" blieb auch bei dieser ausgefeilten Wiedergabe spürbar. Auszüge aus dem Klavierzyklus "Auf verwachsenem Pfade" von Leos Janacek  (bearbeitet für Streichquartett von Jarmil Burghauser) interpretierten Alexandra Taktikos, Lilian Heere (Violine), Hedwig Gruber (Viola) und Zoltan Paulich (Violoncello) mit bewegender Leidenschaft. Die unregelmäßigen Perioden des schwankenden Rhythmus' kamen so bei einzelnen Nummern wie "Unsere Abende", "Ein verwehtes Blatt" und "Gute Nacht" präzis zum Vorschein. Kurze ostinate Begleitfiguren sowie leicht modale Harmonik wechselten sich in reizvoller Weise ab. Die Kühnheit der Klangverbindungen blieben auch bei Franz Schrekers Komposition "Der Wind" als ungewöhnlicher Musik zu einer Tanzallegorie von Grete Wiesenthal für Violine (Alexander Jussow), Klarinette (Frank Bunselmeyer), Horn (Susanne Wichmann), Violoncello  (Michael Groß) und Klavier (Alan Hamilton) immer nachvollziehbar und wurden von den Interpreten plastisch betont. Die durcheinandergewirbelten Tongebilde entwickelten hier eine sphärenhaft-magische Wirkungskraft, die tief im  Gedächtnis blieb. Der Meister der Opder "Der ferne Klang" machte sich in geheimnisvollen Intervallspannungen  und kontrapunktischen Verästelungen bemerkbar. Alexandra Taktikos, Lilian Heere (Violine), Hedwig Gruber (Viola) und Zoltan Paulich (Violoncello) spielten "Crisantemi e tre minuetti" von Giacomo Puccini mit bewegender Emphase und spieltechnischer Leuchtkraft. Der Titel "Crisantemi" bezieht sich hier auf "Trauerblume". Vor allem der Andante-Satz mit dem lebhafteren Mittelteil imponierte aufgrund des wunderbar einfühlsam musizierten getragenen Themas, das eine erhabene Größe entwickelte. Es lag ein geheimnisvoller melancholischer Zauber über dieser Wiedergabe.

ALEXANDER WALTHER