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02/10/2019 09:00 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20190210-2032

Internationale Bachakademie Stuttgart in der Liederhalle mit Mozarts "Requiem" - Abonnementkonzert III

MIT FEIERLICHEM PATHOS

Wolfgang Amadeus Mozarts "Requiem" und die Symphonie funebre in c-Moll VB 148 von Joseph Martin Kraus sind fast zur selben Zeit entstanden. Kraus schrieb diese Trauersinfonie zur Aufbahrung Gustavs III. in der Stockholmer Riddarholmskirche im Jahre 1792. Der schwedische König war am 16. März nach einem Pistolenattentat auf einem Maskenfest im Opernhaus durch einen Adligen angeschossen worden und starb wenig später. Als Hofkapellmeister hatte Kraus die Aufgabe, die Musik für die Beisetzungsfeierlichkeiten zu schreiben. Die Trauersinfonie hat das Pathos eines großen Staatsaktes, was die Gaechinger Cantorey unter der einfühlsamen Leitung von Hans-Christoph Rademann auch ausdrucksvoll betonte. Das getragene Tempo und die kunstvolle thematische Verbindung aller vier Sätze wurden sehr gut betont. Dumpfe Paukenschläge und ein Seufzer-Halbtonschritt erzeugten im Beethovensaal eine fast unheimliche Atmosphäre. Im Dreiachteltakt kam dann das Larghetto daher. Die Streicher stimmten einen bewegenden Choral an. Melodische Variationen beherrschten das Adagio, dessen Ausdrucksradius die vorzüglich musizierende Gaechinger Cantorey ebenfalls minuziös erfasste. Nach dem eindringlichen Horn-Solo erfolgte in den Holzbläsern nochmals die erhabene Choral-Melodie. Insbesondere der Fugato-Abschnitt dieses Satzes hinterließ tiefe Eindrücke. Danach war dann das Requiem in d-Moll KV 626 von Wolfgang Amadeus Mozart in der Bearbeitung von Franz Xaver Süßmayr zu hören, dessen besondere Wucht Hans-Christoph Rademann mit der Gaechinger Cantorey gut betonte. Ringend und fordernd setzte hier der Chor im "Requiem aeternam" ein. Das "Exaudi orationem meam" klang gar nicht flehend. Nach dem "lux perpetua luceat eis" folgte dann in einer großen Doppelfuge das "Kyrie eleison", bei dem der Chor die dynamischen Kontraste und kraftvollen vokalen Steigerungen in großartiger Weise meisterte. Zusammen mit dem "Christe eleison" ergaben sich zwei Fugenthemen, die kunstvoll übereinandergetürmt wurden. Im "Dies irae" folgte bei dieser kompakten Wiedergabe eine packende und bilhafte Vision des Jüngsten Gerichts. Sarah Wegener (Sopran), Julia Böhme (Alt), Patrick Grahl (Tenor) und Kresimir Strazanac (Bass) bildeten beim "Tuba mirum" ein kraftvolles Quartett mit der gewaltig-ehernen Stimme der Soloposaune. Beim "Rex tremendae majestatis" sorgten die erregten Schreie des Chors für eine aufgewühlte Atmosphäre, die sich ständig steigerte. Abschwellend wirkte das "salva me". Ruhe und Zuversicht lagen verheißungsvoll über dem "Recordare", dessen Wärme das Melodiengeflecht wunderbar belebte. Das "Confutatis maledictis" wirkte dagegen ausgesprochen bedrückend. Das Los der Verdammten erschütterte die Zuhörer bei der beschwörenden Geste des "voca me", Beim "Lacrimosa dies illa" gestaltete die Gaechinger Cantorey Verzagtheit und Ekstase. Und die Fuge "Quam olim Abrahae" erinnerte an Händel. "Zauberflöten"-Klänge lagen feierlich über dem "Hostias" mit derr Wiederholung der vorigen Fuge. Majestätische Größe beherrschte das "Sanctus", stille Entrücktheit kennzeichnete bei dieser Wiedergabe das "Benedictus". Die thematischen Beziehungen zu den einzelnen Sätzen wurden hier gut ausgekostet. Einstein meinte über dieses Werk: "Der Tod ist kein Schreckbild, sondern ein Freund". Und so interpretierte Hans-Christoph Rademann diees Werk mit der Gaechinger Cantorey auch. Viel Zustimmung und "Bravo"-Rufe im Publikum.

ALEXANDER WALTHER