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07/15/2018 09:28 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20180715-1935

Klassik Open Air & Feuerwerk am Seeschloss Monrepos bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

SCHLOSS IN FLAMMEN

Mit Champagnerflaschen hatte sich das Publikum zu diesem rauschhaften Konzert eingedeckt, das auch dem Gedenken des kürzlich verstorbenen Friedrich Herzog von Württemberg gewidmet war. Das musikalische Niveau war wieder sehr hoch. Unter der impulsven Leitung von Benedikt Vennefrohne musizierte das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg zunächst mit zahlreichen schwelgerischen und klassizistischen Effekten die Suiten Nr. 1 und Nr. 2 aus Edward Elgars Orchesterwerk "Der Zauberstab der Jugend". Die thematischen Verbindungen wurden hier minuziös offengelegt. Dies galt auch für die "Peer Gynt Suite" Nr. 1 op. 46 von Edvard Grieg, wo sich die Einflüsse Liszts und Wagners immer wieder bemerkbar machten - beim "Arabischen Tanz" oder "In der Halle des Bergkönigs" blühte das Orchester förmlich auf und die jungen Musiker spielten mit großer Reife. Vennefrohne erfasste als Dirigent auch einfühlsam den lyrischen Zauber der "Morgenstimmung". Anschließend begeisterte das ausgezeichnete Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter der zupackenden Leitung von Pietari Inkinen. Zunächst erklang die Ouvertüre zur Oper "Der fliegende Holländer" von Richard Wagner mit feurigen  Bläser-Rufen und einem eindringlichen Tremolo der Streicher, das wirklich elektrisierend wirkte. Dann betörte die Suite Nr. 2 aus "Der Dreispitz" von Manuel de Falla die Zuhörer, wo es bei dem strettaähnlichen Schlusstanz in orgiastischer Weise zur Sache ging. Gedämpfte Farben und kleine Tonschritte explodierten in einem großen Klangrausch. Zuckende Rhythmen und tänzerische Ausgelassenheit feierten Triumphe. Gustavo Surgik (Violine) interpretierte dann mit großer spieltechnischer Intensität und ohne störendes Vibrato die "Meditation" aus der Oper "Thais" von Jules Massenet. Von grandioser Wirkungskraft war daraufhin die fetzig musizierte "Cuban Overture" von George Gershwin - ohne Rubato, aber mit viel rhythmischem Glanz und veristischen Anklängen. Ein weiterer Höhepunkt dieses bejubelten Konzerts war das bombastisch musizierte "Capricco Espagnol" op. 34 von Nikolai Rimsky-Korsakow. Auch hier blitzte neben den lodernden Rhythmen versteckt die Eigenart der russischen Kirchenmusik auf, wobei es aufgrund der Wirkung von Gegensätzen nicht nur beim "Fandango asturiano" zu dynamischen Gipfelpunkten kam. Die "Carmen-Suiten" Nr. 1 & 2 von Georges Bizet faszinierten bei dieser Wiedergabe durch spieltechnische Leichflüssigkeit und Eleganz. Melodie, Rhythmus und Klang vibrierten zuletzt bei Maurice Ravels "Bolero", wo ein atemberaubendes Feuerwerk abgebrannt wurde. Die Melodie aus zweimal sechzehn Takten entfaltete sich wie von selbst, auch die bohrende Monotonie arbeitete Inkinen als Dirigent nicht störend heraus. Zu dem leisen Rhythmus gesellte sich erst die Flöte, dann die Klarinette - und das Fagott stimmte geheimnisvoll die zweite Periode an. Das Triebhafte wurde so auf die Spitze getrieben. Riesenjubel.

ALEXANDER WALTHER