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02/23/2018 08:02 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20180223-1855

Lilya Zilberstein und das Symphonieorchester des Nationaltheaters Prag im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

MIT PRUNKVOLLER EMPHASE

Sie gilt als hervorragende Vertreterin der russischen Pianistenschule: Lily Zilberstein, die 1987 den Busoni-Wettbewerb in Bozen gewann. Peter Tschaikowskys berühmtes Klavierkonzert Nr. 1 in b-Moll op. 23 (von dem der Widmungsträger Hans von Bülow so hingerissen war) kam unter ihren Händen mit betont prunkvoller Emphase daher. Das Symphonieorchester des Nationaltheaters Prag begleitete die Pianistin unter der einfühlsamen Leitung von Gudni A. Emilsson durchaus mit dezenter Zurückhaltung, aber auch forschem Zugriff. Wuchtig von Klavier-Akkorden überhöht, mündete die Eröffnung in das fast spielerische erste Thema, während das zweite Thema von Schumanns Innigkeit inspiriert war. Gerade die gebrochene Schönheit der Thematik kam bei dieser Wiedergabe nicht zu kurz. Auch der Wechsel nach Des-Dur beeindruckte die Zuhörer mit intensiver Eleganz. Virtuoser Glanz und eleganter Schwung herrschten bei Dirigent und Orchester vor. Leidenschaftlich und lyrisch zugleich wurde hier musiziert. Und wie eine Elegie wirkte das Andantino semplice mit der slawischen Melodie. Der beschwingte Mittelteil mündete bei den Klavierarabesken in einen seltsamen Walzer-Rhythmus. Die Themen des Finale, Allegro con fuoco, erreichten schnell einen Siedepunkt und glühten von innerem Feuer im Stretta-Taumel. Ein eigensinniger Rhythmus herrschte auch hier vor, den Lilya Zilberstein voll auskostete. Anschließend folgte eine abgerundete Wiedergabe der Sinfonie Nr. 7 in d-Moll op. 70 von Antonin Dvorak, die als sein sinfonisch bestes Werk gilt. Den trotzig-leidenschaftlichen Grundton dieser Sinfonie traf der Dirigent Gudni A. Emilsson mit dem Symphonieorchester des Nationaltheaters Prag ganz ausgezeichnet. Obwohl der bei Dvorak sonst optimistische Aufschwung fehlte, gewann das Werk bei dieser Wiedergabe eine lebensbejahende Aura. Anklänge an Johannes Brahms ergaben sich so wie von selbst. Bratschen und Violoncello intonierten im Allegro maestoso das ernste und unruhige Hauptthema, zu dem ein an Brahms erinnernder Liedgedanke in Kontrast stand. Und das hervorragend musizierte Adagio zeigte formal Anklänge an Beethovens neunte Sinfonie. Als düsterer Tanzsatz kam dann das Vivace-Scherzo daher, aber die derbe Tanzbodenstimmung wurde nicht störend betont. Das Finale mit der glutvollen Thematik des Kopfsatzes erinnerte hier auch wieder stark an Dvoraks Mentor Brahms, wobei das tschechische Kolorit nicht störend hervortrat. Die Uraufführung dieser siebten Sinfonie 1885 in London war übrigens ein triumphaler Erfolg. Und auch die Wiedergabe in Ludwigsburg erhielt großen Schlussapplaus. Als Zugabe wurde noch ein ungarischer Tanz von Brahms mit feuriger Glut gespielt.  

ALEXANDER WALTHER