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04/26/2017 22:44 published by Alexander (unknown) in Aachen / Aachen / Germany - #2.1.16.10.1.1.-20170426-1713

BRITISH PHANTASIES MIT MITGLIEDERN DES STAATSORCHESTERS STUTTGART IN DER LIEDERHALLE

Glockentöne schaffen eine besondere Atmosphäre

6. Kammerkonzert mit Mitgliedern des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART Sinnlichkeit zwischen Terzen, Sexten und Intervallen brachte das 6. Kammerkonzert mit Mitgliedern des Staatsorchesters Stuttgart. Beatrix Meyer-Bode (Flöte), Katrin Stüble (Oboe), Stefanie Faber (Klarinette) und Sebastian Mangold (Fagott) interpretierten zunächst "A Simple Serenade" von Gordon Jacob mit serenadenhafter Grandezza, deren Intensität nicht nachließ. Zwischen einer höfischen Fanfare mit Marsch blitzte plötzlich ein heller Glockenklang auf, der sich tief einprägte. Dann erklang von Benjamin Britten die "Phantasy" als Quartett für Oboe und Streichtrio op. 2 mit Katrin Stüble (Oboe), Holger Koch (Violine), Mandeleine Przybyl (Viola) und Jan Pas (Violoncello). Altenglische Fantasiewelt und Sonatentradtition wurden bei dieser Wiedergabe subtil herausgearbeitet. Und die weit gespannten Melodielinien der Oboe besaßen eine leidenschaftliche Geschmeidigkeit. Der britische Tenor Stuart Jackson glänzte dann zusammen mit Reimer Kühn (Horn) und Alan Hamilton (Klavier) bei Brittens "Canticle III" ("Still falls the rain"). Das Gedicht von Edith Sitwell bittet hier den gekreuzigten Christus um Gnade. In grandioser Zweistimmigkeit wird dabei das Erscheinen Gottes angekündigt. Das Unheil der deutschen Luftangriffe auf England beschwor der Tenor Stuart Jackson hier voller Tiefgang und Emotion. Ein weiterer Höhepunkt im Programm waren die wunderbar ausdrucksvoll intepretierten "Three Idylls" von Frank Bridge mit Muriel Bardon (Violine), Marion Schäfer (Violine), Robert Porta (Viola) und Doris Erdmann (Violoncello). Die späten Streichquartette Beethovens waren bei dieser Wiedergabe deutlich herauszuhören. Nicht nur die Flageolett-Passagen gelangen dem Ensemble dabei vorzüglich, sondern auch die tänzerische Beschwingtheit dieser Musik, die ganz entfernt an Elgar erinnerte. Glissando-, Unisono- und Pizzicato-Passagen vereinten die "Three Divertimenti" für Streichquartett von Benjamin Britten in der beglückenden Interpretation von Elena Graf (Violine), Holger Koch (Violine), Madeleine Przybyl (Viola) und Jan Pas (Violioncello). Der Reiz der freien Form stach dabei deutlich hervor. Strawinsky, Bartok und Prokofjew waren zu spüren. Rubato-Passagen stachen beim Walzer markant musiziert hervor. Großartig wirkte die Wiedergabe von "On Wendlock Edge" für Tenor, Streichquartett und Klavier von Ralph Vaughan Williams mit Stuart Jackson (Tenor), Muriel Bardon (Violine), Marion Schäfer (Violine), Robin Porta (Viola), Doris Erdmann (Violoncello) und Alan Hamilton (Klavier). Zwischen Tremolo-Passagen und abstürzenden Streicher-Strukturen kam es zu einer großartigen Crescendo-Steigerung, bei der Stuart Jackson ganz aus sich herausging und die Musiker mitriss. Anklänge an Maurice Ravel hinsichtlich der farbigen Harmonik, sphärenhafte Schwerelosigkeit und atmosphärisch dichte Melodielinien gingen eine glückliche Verbindung ein. Man spürte, wie stark sich Vaughan Williams von der Musik der elisabethanischen Komponisten anregen ließ. Zuletzt gefielen noch die gewitzten "Three Shanties" für Bläserquintett von Malcolm Arnold mit Beatrix Meyer-Bode (Flöte), Katrin Stüble (Oboe), Stefanie Faber (Klarinette), Christina Kloft (Horn) und Sebastian Mangold (Fagott). Ausgelassene Virtuosität und Staccato-Attacken wechselten sich atemlos-rasant ab.

ALEXANDER WALTHER